Aufzucht von Igeljungen

Igelsäuglinge (ohne Zähne) können 6 Stunden ohne Nahrung sein. Wenn ca. zwei Stunden nach dem Auffinden des Igelnestes die Mutter nicht zurückgekehrt ist, handeln Sie bitte unverzüglich.

Nehmen Sie einen kleinen Karton, legen Sie eine handwarme Wärmflasche, in ein Handtuch gewickelt, hinein (bitte überflüssige Luft herauslassen). Damit die Igelsäuglinge nicht unter die Wärmflasche kriechen können (Lebensgefahr), legen Sie bitte ein ausreichend großes Frotteehandtuch so in den Karton, dass auf allen vier Seiten das Handtuch bis über die Karton-Oberkante hängt. Setzen Sie die Säuglinge darauf und füllen den Karton mit geknüllten WC-Papierblättern oder Papiertaschentüchern, damit sich die Kleinen darunter geborgen fühlen. Bitte achten Sie darauf, dass neben der Wärmequelle ein gepolsterter Freiraum ist, damit die Igel einen kühleren Platz aufsuchen können. Ganz am Schluss wird der Karton mit einem Handtuch abgedeckt.
Igelsäuglinge können ihre Eigenwärme nicht allein halten und kühlen daher schnell aus. Es muss unbedingt für eine ständige Wärmequelle gesorgt werden.

Erst danach haben die Igelsäuglinge ihr tatsächliches Gewicht. Eine volle Blase verfälscht das Wiegeergebnis!
Zum Toiletting legen Sie den kleinen Igel mit dem Rücken nach unten in Ihre Hand und legen Sie ein Stück Küchenpapier darunter. Streichen Sie mit dem angefeuchteten Zeigefinger über Bauch, Geschlechtsteil und After. Igelbabys können nicht ohne Hilfe Kot und Urin absetzen. Streichen Sie so lange, bis sich der Igel entleert hat. Wenn Igelkinder ihre Augen geöffnet haben, benötigen sie diese Hilfe nicht mehr.

Für eine Erstversorgung müssen die Säuglinge warm sein. Bitte nie vorher füttern!

Zur Notversorgung eignen sich:

  • 10 ml Kümmel- oder Fencheltee bzw. Anis- Fenchel- Kümmeltee
  • dazu eine große Messerspitze hartgekochtes Eigelb
  • wenn möglich, dazu 6 ml Katzenmilch

Füttern Sie die Säuglinge mit dieser Mischung, bis Sie die eigentliche Säuglingsnahrung beschafft haben, aber nicht länger als einen Tag.

Einkaufsliste:

  • Tierarzt: Esbilac, Vitamin B Komplex, evtl. Pipettierhilfen
  • Apotheke: Protein 88, Einwegspritzen 1ml und 5ml, Nux vomica D 30
  • Supermarkt, Bioladen usw.: Maiskeimöl und Tee

kann im Kühlschrank aufbewahrt werden

  • Fenchel-, Kümmel-, Anis-Fenchel-Kümmeltee zubereiten
  • 76 g Tee
  • 14 g Esbilac
  • 8 g Protein 88
  • 4 g Maiskeimöl
  • 0,5 ml Vitamin-B-Komplex
  • 1 Globuli Nux vomica D30 pro Säugling pro Tag (im Tee auflösen) verhindert Blähungen
  • alles bei 35 °C mischen

Zum Füttern muss die Milchmischung handwarm sein. Bitte nicht in der Mikrowelle, sondern im Wasserbad erwärmen!
Zur Fütterungstechnik siehe unten.

Die Fütterung erfolgt bei sehr kleinen Igeln mit einer 1-ml-Einwegspritze. Es gibt bei Tierärzten kleine Aufsätze für die Spritzen (Pipettierhilfen), damit einzelne Tropfen herauskommen.
Füttern Sie bitte vorsichtig und langsam, damit der Igel sich nicht verschluckt und Milch in die Atemwege gerät. Sollte das Igelbaby nach kurzer Futteraufnahme die Milch verweigern, bitte erneut versuchen, die Blase zu entleeren und danach weiterfüttern. Sehr kleine Igel kann man vorsichtig in 2 Blätter weiches Toilettenpapier wickeln. Das erzeugt Geborgenheit und das Tier ist leichter zu handhaben. Sollte Milch daneben gehen, wird das Papier verschmutzt und nicht der Igel. Werden mehrere Igel mit einer Spritze gefüttert, sollte deren Spitze bzw. die Pipettierhilfe zur Entkeimung kurz in mindestens 60 °C heißes Wasser getaucht werden. Nach jeder Fütterung wird „Toiletting“ gemacht. Sollte bei größeren Igeln (Augen geöffnet) das Toiletting nicht mehr nötig sein, ist es trotzdem gut, sie etwas zu streicheln und den Bauch zu reiben (Sozialkontakt).
In der Übergangsphase, wenn sie die Augen öffnen, kann man das Toiletting langsam ausklingen lassen. Die Jungen zeigen dann auch, dass ihnen diese Behandlung lästig wird. Für das Gedeihen der Säuglinge ist eine tägliche Gewichtszunahme ausschlaggebend (täglich wiegen). Dabei werden bei einem Wurf die Babys erfahrungsgemäß unterschiedlich zunehmen. Entscheidend ist, dass jedes Junge kontinuierlich zunimmt.

Bei der Fütterung liegt der Igel mit dem Rücken in der Hand. Die Ersatzmilch wird tropfenweise langsam auf die Zunge gegeben. Bitte achten Sie darauf, dass der Igel erst schlucken muss, bevor Sie weiterfüttern. Dadurch verhindert man, dass Milch in die Atemwege gerät.
Eventuell vorbeigelaufene Milch muss unbedingt nach der Fütterung entfernt werden. Zum Wohlbefinden reicht es nicht, die Säuglinge zu füttern und wegzulegen. Sie benötigen Ansprache und Körperkontakt, um sich gut zu entwickeln.

Igelsäuglinge Körpergewichtml pro MahlzeitTagesration gesamtAnzahl der MahlzeitenFütterungNachtfütterung
unter 40gbis 110 ml10alle 2-3 Std.alle 2-3 Std.
40gbis 216 ml8alle 3 Std.2-5 Uhr Pause
60gbis 424 ml 6alle 4 Std.2-6 Uhr Pause
90gbis 525 ml5alle 5 Std.1-6 Uhr Pause
100gbis 66 ml13x tgl. Bröckchen

Die tägliche Gewichtszunahme sollte etwa bei 5 g liegen.

  • Fenchel-, Kümmel-, Anis-, Fenchel-Kümmeltee zubereiten
  • 76 g Tee
  • 14 g Esbilac
  • 6 g Protein 88
  • 3 g Maiskeimöl
  • 0,5 ml Vitamin-B-Komplex
  • 5 Globuli Nux vomica D30 verhindert Blähungen
  • alles bei 35 °C mischen
  • im Kühlschrank 24 Stunden haltbar
  • 1 Esslöffel Katzenfutter (Geflügel) ohne Soße (Pate, Terrine)
  • 1 Teelöffel fein gemahlene Haselnüsse
  • 1 Teelöffel Rührei ohne Salz (kleingemacht)
  • 1 Scheibe Banane (kleingeschnitten)
  • 1 Teelöffel gekochtes Huhn (ganz klein geschnitten)
  • 1 Messerspitze Heilerde
  • 1 Messerspitze Kalk
  • 1 Tropfen Vitamintropfen Dr. Albrecht (Tierarzt)
  • Schmelzflocken (so viel, dass ein Bröckchenfutter entsteht, das nicht klebt)

Zusätzlich werden die ersten 5 Tage ein Mal pro Tag 6 ml Esbilac-Ersatznahrung gefüttert, damit die Igel genügend Flüssigkeit aufnehmen. Gleichzeitig wird ihnen Tee in flachen Schalen angeboten. Igel, die nicht mit Tee aufgezogen wurden, bekommen stattdessen Wasser.
Igel, die feste Nahrung zu sich nehmen, sollten täglich durchschnittlich ca. 10 g zunehmen (möglichst nicht mehr, weil sie sich sonst nicht altersgerecht entwickeln). Bitte kontrollieren Sie das Gewicht täglich.

  • Ersatz der Schmelzflocken durch feine Haferflocken
  • schrittweise kann Igel-Trockenfutter zugesetzt werden
  • ½ Teelöffel kleine Käsewürfel (junger Gouda, Edamer u. ä.)
  • Igel dieser Größe können komplett auf Wasser umgestellt werden.
  • Katzenfutter (Geflügel) ohne Soße (Pate, Terrine)
  • feine Haferflocken und Igel-Trockenfutter
  • Käse- und Bananenwürfel
  • ganz klein gewürfelter süßer Apfel
  • Kokosflocken oder gemahlene Erdnüsse (nur wenig Nüsse, Durchfallgefahr)

Zusätze

  • Beefsteakhack leicht angebraten
  • gekochte Hühnerflügel
  • gekochtes Hühnerfleisch
  • Rührei ohne Salz

In der ersten Säuglingsphase werden die Igel bei Zimmertemperatur in einem Karton oder einer Holzkiste (50 x 100 cm) gehalten. Darin platzieren Sie den oben beschriebenen Karton mit Wärmflasche, Toilettenpapier und Handtüchern. Der zweite Karton dient in der ersten Zeit lediglich der Wärmeisolierung.

Ab 80-100 g Körpergewicht und beginnendem Durchbruch der Zähne wird der Wärmflaschenkarton entfernt und durch einen reinen Schlafkarton mit Eingang ersetzt. Dieser Karton wird mit Zeitungspapier ausgelegt und mit geknülltem Toilettenpapier gefüllt. Schlafkarton und Unterbringung müssen mit dem Igel wachsen.

Zwischen 350 und 400 g Körpergewicht sollte man beginnen, den Wurf (zuerst nach Geschlechtern) zu trennen. Zu diesem Zeitpunkt kommen junge Igel in die Flegeljahre und werden (auch dem Menschen gegenüber) zunehmend angriffslustig.
Vor der Trennung ist eine sorgfältige Beobachtung nötig. Es gibt Igelkinder, die sich auch mit zunehmendem Alter wunderbar vertragen. Andere machen ihren Geschwistern schon früh das Leben schwer. In jedem Fall muss der Unruhestifter vom Wurf getrennt werden. Prinzipiell ist eine Trennung nach Größe sinnvoll, weil größere Igel ihren Geschwistern das Futter wegfressen und der Größenunterschied damit immer gravierender wird.

Mutter und Kinder werden in einem Gehege von mindestens 1 m² in einem warmen Raum untergebracht. Im Gehege müssen sich ein gut gepolsterter Karton (mit Toiletten- oder Küchenpapier gefüllt) sowie ein Toilettenkarton (nur mit Papier ausgelegt) befinden. Mutter und Kinder sollten möglichst wenig gestört werden (nur zum Füttern und Säubern). Die Mutter kann sich mehrere Tage bei den Jungen aufhalten, ohne zu fressen. Bitte trotzdem Futter und Wasser anbieten.
Igeljunge sollten frühestens dann gewogen werden, wenn die Mutter anfängt, ihr Nest zu verlassen. Bis dahin – bitte lieber nicht stören. Sollte eine Mutter einen großen Wurf haben (acht Junge), kann es sein, dass sie ihren Nachwuchs nicht alleine satt bekommt. Gerade bei schwachen Igelmüttern kann es daher sinnvoll sein, die größten und kräftigsten Jungen aus dem Wurf herauszunehmen und per Hand aufzuziehen. Der restliche Wurf bleibt bei der Mutter und erhält die besonders wichtige Muttermilch. Mit dem Durchbruch der unteren Zähne (Fell- und Stachelkleid sind auch voll entwickelt) beginnt langsam die Entwöhnung. Wenn die Mutter sich häufig in den zweiten Karton zurückzieht, kann man davon ausgehen, dass sie ihre Jungen bald absetzt. Jetzt sollte begonnen werden, Jungigelfutter anzubieten. Fressen die Kleinen selbständig, kann man Mutter und Kinder trennen, die Mutter entwurmen und wenn möglich, auswildern.
Bei einem Körpergewicht von 80-100g kann Jungigelfutter gegeben werden, wenn eine normale Zahnentwicklung besteht. Sollten sie jedoch Anzeichen von Durchfall zeigen, da die Mutter Bakterien übertragen hat, ist sofort Kontakt mit einer Igelstation aufzunehmen, um das weitere Vorgehen abzusprechen.

Elefantenbabys sind deutlich größer und schwerer als ihre Artgenossen. Sie fallen dadurch auf, dass Entwicklungsschritte nicht bei dem allgemein üblichen Körpergewicht stattfinden, sondern später. Beispiel: Erste Zähne erst bei deutlich mehr als 80 – 100 g Körpergewicht. Entsprechend benötigen sie noch bis zu Durchbruch der ersten Zähne Igel- Ersatzmilch. Bei der Fütterungsmenge ist zu beachten, dass sie einen erhöhten Futterbedarf haben, aber auch nicht überfüttert werden dürfen. Wir empfehlen Ihnen an dieser Stelle, mit erfahrenen Igelpflegerinnen und Igelpflegern Kontakt aufzunehmen.


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